Stahler Schenkung an Corvey
Stahler Schenkungen an Corvey
Stahle liegt in einem frühgeschichtlichen Siedlungsraum
Stahle [Stalo, Stela] ist nachweisbar über 2.100 Jahre alt. Der Ort ist urkundlich erstmalig
im Corveyer Verzeichnis „Traditiones Corbienes“ zwischen 822 und 872 erwähnt worden.
Der Geschichtsforscher Prof. Dr. H. Kaminsky hat in einem Gutachten das Datum um 832
als richtig bezeichnet.1
Mit der Jahreszahl ist allerdings nicht das Gründerjahr gemeint. Die sächsische Siedlung
hat schon viel früher bestanden und ist wahrscheinlich älter als die Besiedlung im
Weserbogen bei Corvey. Wahrscheinlich ist Stahle im Laufe der Zeit durch
Zusammenschluss von einzelnen Gehöften, von denen mehrere nahe beieinander lagen
zu einer Bauernschaft/Ortschaft entstanden. Die alten Sachsen lebten weder in Städten
noch Dörfern, sondern auf einzelnen Gehöften, von denen mehrere nahe beieinander
liegende eine Ortschaft bildeten.
Frühe Besiedlung (vor Christi Geburt) im Wesertal in und um Stahle
Bedenkt man ferner, dass die Stahler Ebene mit den Weserfurten einen wichtigen
geografischen Kreuzungspunkt bildete, so spricht vieles für eine recht frühe und dichte
Besiedlung. Steinzeitliche und bronzezeitliche Funde im bebauten Stahler Gebiet weisen
weit in die Menschheitsgeschichte zurück.
Bedeutung des Namens Stahle
Schenkt man den Sprachforschern Glauben, so leitet sich der Ortsname Stahle von dem
alt-sächsischen Stalo – „steiles Ufer“ ab. Damit ist der Steilabfall des Kiekensteins
gemeint. Andere Wissenschaftler vermuten, dass der Ortsname Stahle seine Herkunft in
dem mittelniederdeutschen Wort „Stal“ für Pfahlwerk hat.
Wie dem auch sei: Vermutlich haben sie alle Recht!
Nördlich und Südlich von Stahle
Südlich des heutigen Ortskernes an einem Altarm der Weser wurden Besiedlungsspuren
auf einer erhöhten Fläche von ca. 270 m x 70 m entdeckt.
Nördlich von Stahle unter dem Kiekenstein im Orttal wurden auch Funde aus längst
vergangener Zeit gemacht. Ein Grund für die Umsiedlung könnte sein, dass der Bach
durch das Tal nur kurzzeitig im Frühjahr floss und eine neue Siedlung an der Twier, im
heutigen Unterdorf Stahle, günstiger war.
Stahle im 10. und 11. Jahrhundert
Nach einem alten Corveyer Verzeichnis2 soll ein Sachse namens Utted dem Stifte Corvey3
seine Güter in Stahle um das Jahr 825/832 geschenkt haben.
Ferner ist in dem Corveyer Verzeichnis „Traditiones Corbeienses“4 angegeben, dass ein
Haddo in Gegenwart edler Sachsen dem Stifte Corvey in Stahle Land mit Hörigen
schenkte.
1 Höxterkurier vom 27.07.1988
2 Kindelinger 1806
3 Traditiones §276
4 Eckhard A § um 825/26
Es ist danach anzunehmen, dass Stahle mit Wald und Land eine sehr alte Besitzung –
gleich nach Albaxen – des Stiftes war. Im Jahre 1113 schenkte der Graf von Everstein
nach der Angabe des Abtes Erlenbert dem Stifte größere Besitzungen in Stahle.5
Das Stift hat dann mit diesen Besitzungen in Stahle mehrere adelige Geschlechter
beliehen, so die von Hagen, von Nigenkerkern, von Wenthusen, von Haversvörde, von
Hedewigessen und von Werdinghusen.
Villa der Corveyer Mönche an/auf der Masch bei Stahle
Zwischen Stahle und Heinsen Kiekenstein/Kandel – „große Masch“, besaß das Stift
Corvey eine Villa/Wirtschaftshof Mersche.6
Die von Haversvörde besaßen einen Teil davon zum Lehn. Der Hof wird das letzte Mal
1370 in den Annalen/Lehnsregister aufgeführt.
Die Stahler Einwohner hatten in der Nähe dieses Hofes in den Wäldern und Ländereien
keine Holz-Weide- noch andere Wirtschaftsrechte. Wahrscheinlich haben diese Orte zu
einer der vorgenannten Schenkungen gehört.7
Weinbau der Corveyer Mönche in Stahle
Südlich des Forstorts Weintalsberg im Weintal bei Stahle sollen die Corveyer Mönche
versucht haben, Weinberge anzulegen.8
2 (Räuscheberg begonnen worden, aber wahrscheinlich in den folgenden Jahrhunderten
wieder eingestellt worden; sei es wegen Misserfolgen in der Kultur oder anderer
Unzugänglichkeiten – so auch auf den Weinanlagen in Stahle.
5 Erhahrd Reg. I Nr. 1389
6 Stephan 72 (Nummer der Wüstung);
7 Die Geschichte des Corveyer Waldes von Ernst Merkel, Seite 50
8 Die Geschichte des Corveyer Waldes von Ernst Merkel, Seite 51