Kapelle/Kirche zu Stahle – anno 1390?
Seit wann gibt es im Stahler Ortskern einen Sakralbau?
Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass es nicht nur zum Erbau des Gotteshauses verschiedene
Daten gab. Ich stellte auch noch weitere Unstimmigkeiten im Bezug zur Kirchengemeinde fest. Schon
in einer Falkenhagener Chronik, der sogenannten „Copia“ wird im Jahr 1262 ein Johannes de Eyßen
als Rektor der Kirche in Stahle erwähnt. 1
Nachdem 1669 Stahle von Albaxen abgepfarrt war 2, wurde die Pfarrgemeinde 1673 eine
eigenständige Pfarrei. 3
Wie dem auch sei, auffällig ist, dass zur Ausstattung der Kirche zwei Objekte gehörten, die der Zeit
um 1500 zuzurechnen sind.
– Ein Kelch, erstmals 1837 erwähnt – heute im Diözesanmuseum
– Eine spätgotische Lindenholzfigur – wo befindet sich diese heute?
Nach einer Auflistung der Orte im Siedlungsraum Höxter/Corvey hatte Stahle während des
Mittelalters und im 15./16. Jahrhundert keine Kirche und somit keine eigene Pfarrei, sondern
unterstand der Pfarrei in Albaxen bis 1669, einer anderen Quelle 1673, eine eigene Pfarrei.
Angeblich wurde 1973 aus den Resten einer Vorgänger-Kirche, wörtlich: „Kern des noch bestehenden
Komplexes“ ein einfacher Saalbau geweiht, dem 1732 der Dachreiter aufgesetzt wurde.4
Laut Ortsheimatpfleger Heinz Mönkemeyer – siehe Tafel an der Stahler Kirche – ist in Stahle schon
für das 13. Jahrhundert eine Kirche belegt, aus deren „Kern“ (wie schon oben erwähnt) am selben
Ort der Nachfolge-Bau 1697 eingeweiht wurde.
Bei der Recherche zu den „Ersten Sakralen Bauten in Stahle“ stieß ich auf einen sehr interessanten
Bericht im Band 2 der Geschichte von Höxter/Stahle, dem zufolge gab es erst im späten 14.
Jahrhundert einen kleinen Sakralbau, eine Kapelle im alten Ortskern in Stahle. 5
Siehe hierzu nachstehende Beiträge: „Pfarrer in Albaxen und Kaplan in Stahle“ sowie „Vererben und
erben um Gottes willen“.
Dass schon eine Vorgängerkirche in Stahle bestanden haben muss – nicht erst im 16. Jahrhundert –
ist im wahrsten Sinne offensichtlich; wurde an anderer Stelle bereits erwähnt.
Meine Frage: Aus welcher Epoche stammen die „steinernen Zeugnisse“ der sakralen Vorgänger-
Baus? Aus den Zeiten des „Dreißigjährigen Kriegs“ – Stahle wurde völlig zerstört. Aus der Zeit um ca.
1390 – Kapelle in Stahle; oder doch schon aus der Zeit um 1262 – J. de Eyßen, Rektor in Stahle. Wird
man es jemals herausfinden?
Pfarrer in Albaxen; Kaplan in Stahle
1 Heinz Mönkemeyer; Buch: „Stahler Sonette“ S. 30
2 Höxter-Geschichte Band 2, S. 607; Brandt/Hengst 2002, Seite 523
3 Heinz Mönkemeyer, Buch: „Stahler Sonette“ S. 30
4 Tafel an der Pfarrkirche St. Anna Stahle
5 Höxter-Geschichte Band 2, S. 608; Staatsarchiv Münster, Fürstabtei Corvey, Urkunde Nr. 270
Wie in den Corveyer Schriften über die Pfarreien im Corveyer Land ersichtlich ist, waren im 14.
Jahrhundert die Seelsorger nicht gerade sonderlich besorgt um die Seelen ihrer Gemeinde. Es
scheint, dass der Albaxer Pfarrer Dietrich Keseberch (erstmals am 14.04.1320 genannt) 6 wie andere
seiner Kollegen – fernab von seiner Pfarrgemeinde – in Saus und Braus gelebt hat und einen schlecht
bezahlten Heuerpfaffen die Seelsorge in den Orten Albaxen und Stahle überlassen hat. Hingegen
zeigte sich sein Amtsnachfolger, Johann von Horbrughe 7 als ehrgeiziger Pfarrer mit starkem Interesse
an seinen Aufgaben als Seelsorger.
1388 erwarb Johann von Horbrughe einen Meierhof in Stahle 8 , offensichtlich zur Ausstattung einer
Kapelle *
Vererben und Erben
1. Urkunde
von Hermann Willekin und dessen Schwestte Jutte, Witwe des Werner Widolves. Sie hatten den Hof
von der Familie von Wendhausen erworben – allerdings nur als Pfand.
Ebenfalls an diesem Tag verkauften die Brüder Heinrich und Johann von Wendhausen und Heinrichs
Sohn Johann von Wendhausen diesen Hof in Stahle, das geht aus einer
2. Urkunde hervor.
Der Hof (aus Stahle) sollte auf immer in godes denste bleiben. Der Hof (in Stahle) war vermeiert und
ging vom Abt von Corvey zu Lehen.
3.Urkunde
Erst in dieser dritten Urkunde wird der eigentliche Zweck des Kaufs genannt. Der Text lautet – frei
übersetzt – wie folgt:
„Der Hof in Stahle, der unter dem Namen ´der von Wenthusen Hof` bekannt war, wurde dem Kloster
Corvey zugunsten des Johann von Horbrughe (Pfarrer von Albaxen) aufgelassen“. Das bedeutet/heißt
so viel wie: Corvey erhielt dieses Lehen in Stahle zurück, um damit die Kapelle – vermutlich in Stahle
– auszustatten.
Wir erinnern uns an den Kelch und die spätgotische Lindenholzfigur in der Stahler Pfarrkirche aus der
Zeit um 1500.
Kapelle zu Stahle?
Wo sich diese Kapelle befand und seit wann sie existierte (vermutlich seit ca. 1390) wird in keiner der
drei oben genannten Urkunden erwähnt, doch liegt die Vermutung nahe, dass ihr Standort Stahle
war, das über keine eigene Kirche im Mittelalter und im 15./16. Jahrhundert verfügte. (siehe hierzu
meine Ausführungen auf Seite 1 „Johannes de Eyßen in Stahle)
- Kaplan war der Pfarrer von Albaxen Johann von der Horbrughe. Später im bzw. nach dem 30-
jährigen Krieg (im Jahr 1632 wurde Stahle vollständig vernichtet) gehörte Stahle wieder zur
Kirchengemeinde Albaxen – der Weg zur Albaxer Kirche führte entlang am heutigen
Kindergarten/Kulturscheune und Friedenseiche nach Albaxen.
Stahler Pfarrkirche St. Anna 1697 – 1910
6 Höxter-Geschichte Band 2, S. 599, WUB IX, Nr. 1867
7 Höxter-Geschichte Band 2, S. 600
8 Höxter-Geschichte Band 2, S. 60; Staatsarchiv Münster Fürstabtei Corvey, Urkunde Nr. 268
1697 wurde als Kern noch bestehenden Komplexes ein einfacher Saalbau geweiht.
(Stahle wurde 1632 im 30-jährigen Krieg vollständig vernichtet – vermutlich auch die
Kirche)
1726 Der Schreinermeister Ignatius Fechtler aus Falkenhagen erwähnt in einem Bericht/einer
Rechnung eine Auftragsarbeit, die er in Fürstenau getätigt hat, auch Arbeiter in der
Kirche zu Stahle: „einen Altar und Berichtsstühle“ angefertigt zu haben.
1732 wurde der Dachreiter aufgesetzt.
Der Westgiebel mit Portal und den anschließenden seitlichen Wänden bis zum Ansatz
der Öffnungen der Seitenschiffe sowie die über diesen Bauteilen befindlichem
Dachwerk, das von dem Barocken Dachreiter überragt wird, gebaut und im selben Jahr
fertig gestellt. Ein Zeugnis dieser Zeitepoche: „Barock“, sind der Hochaltar und die
Seitenaltäre
1910 Erfolgte eine erste Erweiterung durch zwei Querschnitte
1963 In „aller Herrgott`s Früh“ wurde die letzte hl. Messe am 15. Juli zelebriert; danach
rücken sogleich die Bagger an und es begann der Abbruch – bis auf Portal und dem
denkmalgeschützten Turm wurde alles niedergerissen.
1967 war die Zeit der drangvollen Enge in der Notkirche „Pfarrheim“ vorüber. Das heutige
Gotteshaus wurde von Lorenz Kardinal Jaeger am 11.11.1967 eingeweiht.
1983 „Im hl. Jahr zur Zeit von Papst Johannes Paul II. Erzbischof Johannes Joachim
Degenhardt, Dechant Josef Schürmeyer …“, so beginnt eine Urkunde vom 18.08.1983 in
der vergoldeten Turmkugel von „St. Anna“.
Unterzeichnet wurde die Urkunde von Pfarrer Blauschek,
stellv. Vorsitzender des Kirchenvorstandes Wulf;
Vors. Des Pfarrgemeinderates Grote;
Vors. Des Ortsausschusses Mönkemeyer.
Die reparierte Turmkugel war von Gewehrkugeln durchlöchert worden. Selbst der Hahn
wurde mit Blattgold überzogen. Die Schmiedearbeiten hatte der Stahler Albert Meese
unentgeltlich ausgeführt. 9